Archiv für November 2005

„Das ist deren rassistische Strategie“ – Wie Deutsche Bahn und Bundespolizei für „Ordnung“ sorgen

Freitag, 18. November 2005

gleichzeitig erschienen in ak – zeitung für linke debatte und praxis / Nr. 500 / 18.11.2005

von Kamil Majchrzak

Als Jean-Paul einen Ausflug nach Frankfurt (Oder) unternahm, um dort seinen Freund zu besuchen, konnte er nicht ahnen, dass die Reise im Regional-Express Nummer 38020 an diesem sonnigen Oktober-Samstag zu einem Albtraum werden würde. Kurz hinter Erkner kam der Schaffner und kontrollierte die Fahrscheine. Jean-Paul zeigte sein Wochenendticket. Dann kam die Bundespolizei (früher BGS). Insgesamt neun BeamtInnen waren daran beteiligt, den Studenten am Berliner Ostbahnhof in erniedrigender Weise aus dem Zug zu zerren.

Hauptmeister Grabs spricht von einem „Fall von versuchtem Betrug und Erschleichung von Leistungen“. Jean-Paul hatte vergessen, seinen Namen in das Wochenendticket einzutragen. Der Zugführer hatte deshalb die Bundespolizei gerufen – „schließlich handelt es sich um einen Ausländer“ -, und so waren die Rollen bereits verteilt. Die angerückte bewaffnete Abteilung war an einer Aufklärung des Sachverhalts nicht mehr interessiert. Die Bundespolizei forderte den Mann auf, den Zug zu verlassen. Der wollte jedoch den Fall erst geklärt wissen. Dann gingen die PolizistInnen auf ihn los und traktierten ihn mehrmals mit Pfefferspray.
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