Archiv für November 2006

Angela Merkel ist schuld

Samstag, 18. November 2006

FRANKREICH*Ein halbes Jahr vor den Präsidentenwahlen ist die „Ségomania“ kaum mehr aufzuhalten

– von Emmanuelle Piriot

gleichzeitig erschienen im Freitag # 46 vom 17.11.2006

Ségolène Royal wurde bisher von den Medien als sozialistische Kandidatin für die Präsidentenwahlen im nächsten Jahr sehr viel mehr protegiert als ihre Mitbewerber Laurent Fabius und Dominique Strauss-Kahn. Auch wenn ihr keine klare Favoritenrolle zugebilligt wird, gilt doch: Sie kann mit Innenminister Nicolas Sarkozy, dem mutmaßlichen Bewerber der bürgerlichen Rechten, auf gleicher Augenhöhe mitspielen.

Ihr Aufstieg begann vor zweieinhalb Jahren, als die Linke bei den Regionalwahlen einen unerwarteten Sieg einfuhr und 20 von insgesamt 22 Regionen übernahm. Für den damaligen Premier Jean-Pierre Raffarin war das nicht nur eine schwere politische Niederlage, sondern auch eine persönliche Schmach – seine Regierung hatte viel Vertrauen eingebüßt, und er selbst musste erleben, dass die Sozialistin Ségolène Royal mit der Region Poitou-Charentes ausgerechnet seinen Stammwahlkreis eroberte. Als kurz darauf in Spanien der Sozialist Zapatero gleichermaßen unerwartet die Parlamentswahl gegen den rechten Regierungschef Aznar gewann, begannen Frankreichs Sozialisten von der „Zapatera“ zu sprechen, wenn sie Royal meinten. Die Medien griffen das auf, um die Ära der „Ségomania“ einzuläuten, aber noch war es nicht soweit.

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Das Gefängnis ist Elimination

Donnerstag, 16. November 2006

Philippe Maurice, Paris-Barbès, Foto: Laurent Hazgui
Philippe Maurice, Paris-Barbès. Foto: Laurent Hazgui

gleichzeitig erschienen in Analyse und Kritik # 511 vom 17.11.2006

Gespräch mit dem Historiker und ehemaligen Strafgefangenen Philippe Maurice. Das Gespräch führten Emmanuelle Piriot und Kamil Majchrzak

Philippe Maurice, Historiker an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris, wurde 1980 wegen Mordes an einen Polizisten zum Tode verurteilt. Staatspräsident François Mitterrand begnadigte ihn ein Jahr später und verwandelte seine Strafe in lebenslange Haft. Im Jahr 2000, nach insgesamt 23 Jahren Knast, wurde Maurice aus der Haft entlassen. In seinem Buch „De la haine à la vie“ („Vom Hass zum Leben“) beschreibt er die Geschichte eines Jungen aus den Pariser Banlieues, der seinem Bruder beim Ausbruch aus dem Gefängnis hilft und auf der Flucht einen Polizisten tötet. Das Gefängnis hat Philippe Maurice nicht gebrochen. Er fing dort an zu studieren und verteidigte seine Dissertation – ein extremer Ausnahmefall. 25 Jahre nach Abschaffung der Todesstrafe in Frankreich spricht er über den Irrsinn des Gefängnissystems.

Frage: Sie wurden vor 26 Jahren zum Tode verurteilt. Wie kam es dazu?

Philippe Maurice: Im Jahr 1977 – ich war 20 Jahre alt – wurde mein Bruder wegen kleinerer Delikte verurteilt und wollte aus dem Gefängnis ausbrechen. Ich habe ihm dabei geholfen. Er wurde wieder festgenommen. Er wollte ein zweites Mal ausbrechen, ich wollte ein zweites Mal versuchen, ihm zu helfen. Inzwischen geriet ich in die Welt der Delinquenz. Ich bin in einen Falschgeldring eingestiegen. Ich hatte 15.000 falsche Francs, damals vier Monatslöhne eines Buchhalters. Eine kleine Summe also. Ich wurde deswegen festgenommen und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Als ich eine Ausgangserlaubnis erhielt, bin ich nicht zurückgegangen. Ich habe mich entschieden, zur Waffe zu greifen und eher mich töten zu lassen als ins Gefängnis zurückzugehen. Mein bester Freund wurde von der Polizei erschossen. Bei einer Schießerei mit der Polizei habe ich dann einen Polizisten getötet. Das war 1979. Ich wurde deswegen in Oktober 1980 zum Tode verurteilt.

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AktivistIn zu sein heißt Entscheidungen zu treffen

Mittwoch, 15. November 2006

Lola Lafon
Lola Lafon und die Gruppe Leva


gleichzeitig erschienen in GraswurzelRevolution # 313 vom November 2006.

Ein Gespräch mit der Aktivistin und Sängerin Lola Lafon. Das Gespräch führten Emmanuelle Piriot und Kamil Majchrzak

Es gibt viele Sängerinnen in Frankreich, doch nur wenige, die dabei etwas zu sagen haben. Lola Lafon gehört zu letzteren. Bekannt wurde sie zunächst nicht durch ihre Band Leva, sondern ihr Buch „Une fièvre impossible à négocier“ (Ein Fieber das nicht verhandelbar ist). Die Veröffentlichung bei Flammarion wurde vor drei Jahren in Frankreich als „Generationen Manifest“ bezeichnet. Ein anarchistisches A auf der Titelseite, war dabei kein kommerzielles Argument. Der Roman greift zurück auf zahlreiche Lebenserfahrungen der Autorin.

Wie die junge Protagonistin im Buch wurde auch Lola im wahren Leben von einem Musikproduzenten vergewaltigt. Damit war der Bruch mit der bürgerlichen Gesellschaft besiegelt. Sie tauschte eine gemütliche Wohnung gegen einen Squat und wurde in einer autonomen Gruppe aktiv. Sie nahm an Aktionen der feministischen und antirassistischen Bewegungen teil, sowie an Demos gegen den G8-Gipfel.

Das „balkanische Elektro-Folk“, wie Leva selbst ihre Musik beschreibt, ist eine sehr persönliche Zusammenfassung zahlreicher musikalischer Einflüsse. Durch ihre Kindheit in Rumänien und Bulgarien besitzt sie eine Leidenschaft für slawischen Gesang. Deshalb hört man auf Konzerten nicht nur Französisch, sondern Rumänisch und Bulgarisch. Slawische Melodien mischen sich dabei mit politisch engagierten Texten.
Lola Lafon und Leva haben einen erfolgreichen Start mit der ersten CD in Frankreich gehabt. Die Sängerin wünscht sich auch in Berlin öfters spielen zu können. Im Rahmen des Popkommfestivals war sie im September zum ersten Mal in der Hauptstadt zu hören.

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Za naszą i waszą granicę

Samstag, 11. November 2006

W europejskim systemie regulacji antymigracyjnych, Warszawa okazuje się być ważnym ogniwem represyjnego reżimu migracyjnego i prawnego apartheidu obowiązującego w Unii Europejskiej.

Le Monde Diplomatique Nr 9 – LISTOPAD 2006

Kamil Majchrzak

Ku chwale ojczyzny, gdzieś pomiędzy Jedwabnem a szybami naftowymi Umm Qasr, Polska pozbyła się swej niewinności. Bez zgody Sejmu i społeczeństwa kolejne rządy rozciągają konstytucyjny obowiązek ochrony polskich granic aż po Hindukusz. W dużej mierze działania Polski wpisują się w postanowienia Europejskiej Strategii Bezpieczeństwa (ESS) z 2003 r. Za jej podstawę przyjęto przekonanie, iż “wraz z nowymi zagrożeniami pierwsza linia obrony będzie się znajdować często za granicą” . Zagrożenia nie są nowe lecz zostały po prostu na nowo zdefiniowane przez Unię Europejską. Migracja – zasadnicza konsekwencja ubóstwa, chorób, zanieczyszczenia środowiska i konfliktów zbrojnych – postrzegana jest tu jako “przedmiot działalności gangów przestępczych” i wiązana z terroryzmem. “To wewnętrzne zagrożenie dla naszego bezpieczeństwa ma poważny wymiar zewnętrzny: transgraniczny przemyt narkotyków, kobiet, nielegalnych imigrantów i broni (…) W większości państw rozwijających się ubóstwo i choroby są przyczyną nieopisanych cierpień i zagrażają bezpieczeństwu.”

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