Archiv für August 2008

Wie David gegen Goliath

Dienstag, 26. August 2008

von Kamil Majchrzak, Słupsk

gleichzeitig erschienen in stern.de vom 26. August 2008

Die USA und Polen haben sich überraschend auf den Bau von Raketenabschussrampen in Polen geeinigt. Die Bewohner einer kleinen, malerisch gelegenen Gemeinde im Norden des Landes, in der die Raketen stationiert werden sollen, wehren sich gegen das Projekt.

Die Nachricht über den Vertragsschluss verbreitete sich blitzschnell in der malerisch zwischen Seen und Kiefern-Wäldern gelegenen 15.000 Seelen-Gemeinde Słupsk, nur wenige Kilometer von der Ostsee entfernt. Spontan versammelten sich Ende der Woche einige Dutzend Menschen vor dem Rathaus. „Wir fühlen uns betrogen“, riefen sie in die Kameras der zahlreich angereisten Journalisten. Anders als die angrenzenden Dorfgemeinden gilt der Bürgermeister der Stadt Słupsk als glühender Verfechter des Raketenschildes.

Mehr als 40 Dörfer wehren sich
Dagegen wehren sich seit knapp zwei Jahren mehr als 40 Dörfer der Gemeinde Słupsk, am Rande der Kaschubei. Sie wollen die Stationierung von Langstreckenraketen beim Dörfchen Redzików mit aller Kraft verhindern.

Am Wochenende gingen die Proteste in eine neue Runde. Die Bürgerinitiative „Centrum Inicjatyw Obywatelskich (CIO)” sammelt Protestunterschriften unter einem Offenen Brief an Premierminister Donald Tusk. Die Demonstranten werfen der Regierung in Warschau das „Fehlen jeglicher Gespräche mit der betroffenen Bevölkerung über die Lokalisierung des Raketenschildes“ vor. Das ist auch eine unmittelbare Reaktion darauf, dass der Vize-Premier und der Verteidigungsminister ihren für vergangenen Donnerstag geplanten Besuch in Słupsk abgesagt haben und die Interessen der Lokalbevölkerung im Entscheidungsprozess ignorieren, erzählt Marcin Dadel, Vorsitzender des CIO.
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