Wenn kaum noch jemand Schiffe baut
Donnerstag, 15. Oktober 2009Polen Mit der Krise meldet sich die Arbeiterklasse zurück – sie tut es mit Streiks und motiviert sich über das Internet
von Kamil Majchrzak
gleichzeitig erschienen in Freitag vom 18.10.2009, S. 8
Als im September das Warschauer Statistikamt (GUS) die verbindlichen Wirtschaftsdaten für das Jahr 2008 vorstellt, kann die Regierung von Donald Tusk aufatmen. Bei einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von fünf Prozent lässt Polen die „baltischen Tiger-Staaten“ klar hinter sich. 2009 freilich ist die Realität vollends auf Krise eingestellt. Im Frühjahr muss die Szczecin-Werft schließen, das Chemie-Werk in Police die Produktion einfrieren, während der Konkurs des Schiffsbaus in Gdynia und die Rumpfexistenz der Werft in Gdańsk einen Dominoeffekt auslösen – davon betroffen ist besonders der Motorenhersteller Cegielski in Poznań.
Es spricht Bände, dass die ehemalige Lenin-Werft als Wiege der Solidarność nur aus politischen Gründen erhalten wird. Um einen Eklat zu vermeiden, musste die Feier zum 20. Jahrestag der ersten freien Wahlen vom 4. Juni 1989 aus der Arbeiterstadt Gdańsk auf die Königsburg Wawel in Krakau verlegt werden.