Soziale Kämpfte in Osteuropa und grenzüberschreitende Gewerkschaftsarbeit
Seminar beim 2. Sozialforum in Deutschland vom vom 18. bis 21. Oktober 2007 in Cottbus
Zeit und Ort: 20. Oktober 2007, 9:00 bis 14:00 Uhr im Konservatorium Cottbus, Puschkinpromenade 13
Das JournalistInnen-Kollektiv „Krise und Kritik“ und die polnische Redaktion der „Le Monde Diplomatique“ verstehen Journalismus als „eingreifendes Denken“. Deshalb möchten wir sozialen Widerstand und eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit von GewerkschafterInnen in Europa intensiv unterstützen.
Das Seminar hat zum Ziel AktivistInnen aus Polen, Frankreich der Schweiz und Deutschland zusammenzubringen, um einen Austausch an Erfahrungen und Ideen zu ermöglichen. Das Seminar ist handlungsorientiert und wendet sich deshalb explizit an Personen die Interesse an einer europäischen Zusammenarbeit innerhalb einer breiten sozialen Bewegung gegen die neoliberale Globalisierung haben. Die jeweilige Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft ist dabei sekundär. Das Seminar besteht aus zwei Teilen.
Der erste Teil betrifft die Dynamik sozialer Kämpfe in Osteuropa. Am Beispiel Polens sollen die dortigen Arbeitskämpfe aus der Sicht der jeweiligen Akteure vorgestellt werden. Wir geben einen Überblick über die Entwicklung der Gewerkschaft Solidarność seit den 80er Jahren bis heute und analysieren die sozioökonomische Situation Polens im Hinblick auf ihre Bedeutung für ArbeiterInnen-Kämpfe in Europa. Dazu werden der Chefredakteur der polnischen Le Monde Diplomatique Przemysław Wielgosz sprechen sowie polnische GewerkschafterInnen. Einen Einblick in die Praxis regionaler Zusammenarbeit gibt uns Bożena Pierzgalska von der NSZZ Solidarność (Region Zielonogórski). Über die Schwierigkeiten beim Aufbau eines breiten Widerstandsbündnisses werden Bogusław Ziętek, Vorsitzender der Gewerkschaft WZZ Sierpień 80, sowie Ewa Groszewska und Aneta Jerska vom Komitee zur Unterstützung und zum Schutz von Repression betroffener Arbeiter (KPiORP) erzählen. Über die Streikbewegung der Krankenschwestern berichtet die Vorsitzende der Krankenschwestergewerkschaft (OZZPiP) Dorota Gardias sowie ihre Kolleginnen Janina Zaraś und Krystyna Ciemnik. Danach stellt Jarosław Urbański von der libertären Inicjatywa Pracownicza (IP) seine Erfahrungen bei den Arbeitskämpfen der IP vor.
In einem zweiten Teil wollen wir AktivistInnen aus Westeuropa vorstellen, ihre bisherigen Arbeitsschwerpunkte, Probleme und Herausforderungen. Hier wollen wir uns mit André Fadda (CGT St. Nazaire) über die Erfahrungen in der Unterstützung ausländischer Subunternehmer in Europa (Fall Alstom) austauschen. Martin Beckmann (IG Metall) erläutert die Auswirkungen und Möglichkeiten des EU-Rechts und geht dabei auch auf den Komplex Bolkestein-Richtlinie ein. Die engagierte Schweizerin Denise Chervet (Comedia) berichtet über die Aussichten von Streikmaßnahmen im Kontext der Finanzwirtschaft und Hedge-Fonds (Fall Reconvilier). Alain Baron(Sud PTT) und Jean-Pierre Lacaze (Sud PTT) erzählen uns über Versuche das Streikrecht in Frankreich einzuschränken und geben uns einen Überblick über dortige Arbeitskämpfe.
Anschließend wollen wir gemeinsam über Perspektiven und Möglichkeiten grenzüberschreitender Aktionen in Europa nachdenken.
TeilnehmerInnen / Redebeiträge von folgenden AktivistInnen:
Erster Teil
- Bożena Pierzgalska (NSZZ Solidarność, Polen)
- Aneta Jerska und Ewa Groszewska »Komitee zur Unterstützung und zum Schutz von Repression betroffener Arbeiter« (KPiORP, Polen)
- Bogusław Ziętek (Gewerkschaft „WZZ Sierpień 80, Polen)
- Jarosław Urbański (Gewerkschaft Inicjatywa Pracownicza, Polen)
- Dorota Gardias, Janina Zaraś und Krystyna Ciemniak (OZZPiP, Polen)
- Przemysław Wielgosz (Le Monde Diplomatique, Polen)
Zweiter Teil
- André Fadda (CGT St. Nazaire, Frankreich)
- Alain Baron (Gewerkschaft Sud-PTT, Frankreich)
- Denise Chervet (Gewerkschaft COMEDIA, Schweiz)
- Martin Beckmann (IG Metall, Deutschland)
Seminar-Daten:
Samstag 20.10.2007
Seminar insgesamt 4h (zwei mal 2h)
Redebeiträge von ca. 20 Minuten
Programmentwurf des Seminars:
Teil Eins
09:00-09:20 Przemysław Wielgosz (Le Monde Diplomatique, Polen)
Die Krise der polnischen Arbeiterbewegung
09:20-09:40 Aneta Jerska und Ewa Groszewska (KPiORP, Polen)
Soziale Bewegungen und Arbeitskämpfe in Polen. Die Erfahrungen des KPiORP
Pause
10:00-10:20 Dorota Gardias Janina Zaraś und Krystyna Ciemniak (OZZPiP, Polen)
Der Streik der Krankenschwestern und die Besetzung des Premierminister-Gebäudes
10:20-10:40 Bożena Pierzgalska (NSZZ Solidarność, Polen)
Regionale Zusammenarbeit
11:00-11:20 Bogusław Ziętek (WZZ Sierpień 80, Polen)
Der Streik in der Zeche Budryk und die Möglichkeiten von Widerstand im Neoliberalismus
11:20-11:40 Jarosław Urbański (Inicjatywa Pracownicza, Polen)
Tesco, Impel – Perspektiven internationaler Solidarität
Pause
Teil Zwei
12:00-12:20 André Fadda (CGT St. Nazaire, Frankreich)
Ausländische Subunternehmer und der Streik bei Alstom in St. Nazaire
12:20-12:40 Alain Baron und Jean-Pierre Lacaze (Sud-PTT, Frankreich)
Internationale Solidarität am Beispiel des Streiks bei France Télécom und MobilCom
13:00-14:00 Mittagspause
14:00-14:20 Martin Beckmann (IG Metall, Deutschland)
Die Europäische Perspektive der Gewerkschaftsarbeit
14:20-14:40 Denise Chervet (COMEDIA, Schweiz)
Der Streik bei Filtrona und die Perspektiven des Widerstandes in der Schweiz
Kontakt:
Kamil Majchrzak Emmanuelle Piriot